Georg Steimel über Rückgrat

Georg Steimel, Head of Automotive and M2M Solutions at Huawei

Georg Steimel arbeitet beim chinesischen Technologie-Hersteller Huawei Technologies am Standort Düsseldorf. Er gründete bereits 2007 die deutsche M2M-Alliance und verantwortet heute das Huawei-Europageschäft im Segment M2M und IoT. Georg ist ein Verfechter ebenso einfacher wie umwerfender Lösungen und privat im Film-, Theater- und Literaturbetrieb engagiert.

Konrad: Viele sagen, den meisten deutschen Managern fehle Rückgrat. Stimmts?

Georg: Nein, nicht wirklich. Man muß da klar unterscheiden. Manager haben eine große Verantwortung für den Erfolg Ihres Unternehmens, den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und von Arbeitskräften in globalisierten Märkten. Vor dem Hintergrund müssen Manager ihre Entscheidungen sehr gut abwägen. Entscheidungen sind nie einfach, insbesondere wenn man dazu gezwungen ist, zwischen mehreren unpopulären aber notwendigen Optionen zu wählen. Wichtig dabei ist, daß die Entscheidungen nachvollziehbar sind und zum Wohl des Unternehmens getroffen werden. Gerade in dieser Zeit einer tiefgreifenden technischen Transformation müssen Unternehmensleiter den Mut aufbringen, die bestehenden Organisationen auf die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen von Grund auf neu auszurichten. Anders verhält sich das Ganze mit gesellschaftlicher Verantwortung. Es ist für mich schwer nachzuvollziehen, wenn Manager sich übertrieben manchen Staatenlenkern anbiedern, die sich in der Öffentlichkeit und in ihrem Handeln über grundlegende Werte der Völkergemeinschaft hinwegsetzen.

Konrad: Wer ist derzeit der stärkste Leader in diesem Land?

Georg: Ich persönlich bewundere Dieter Zetsche, weil er mit seinem Team sehr konzentriert die Marke Daimler enorm gestärkt und das Unternehmen mit Augenmaß umbaut und dabei immer wieder und mit unterschiedlichen Instrumenten neue Gedanken und Ideen in das Unternehmen tragen läßt. Dazu gehört sehr viel Mut und Vision.

Konrad: Du darfst dir bei der Wirtschafts-Fee genau eine Sache wünschen. Welche?

Georg: Mehr Bildung.

Konrad: Was ist das tragende Backbone der europäischen Wirtschaft – Menschen, Knowhow oder Kultur?

Georg: Hahaha, ja ich denke es sind die Menschen in Ihrer Vielfalt. Wir in Europa haben gelernt – und ich hoffe daß wir das nie vergessen – den unterschiedlichen Kulturen offen und respektvoll zu begegnen. Aber wir haben auch gelernt, den Ursachen bestimmter Phänomene auf den Grund zu gehen. Wir fragen nach nicht nur nach dem „Wie“, sondern auch nach dem „Warum?“ und suchen permanent danach, Dinge besser zu machen.

Konrad: Welches Technologiesegment wird in den nächsten 3-5 Jahren so richtig abheben?

Georg: Künstliche Intelligenz. Mit den neuen Möglichkeiten, Informationen von einer Vielzahl von Quellen zu beschaffen, zu speichern und in kürzester Zeit zu verarbeiten, entstehen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten in allen Bereichen des Lebens und der Wirtschaft.