Dinge, die gesagt werden müssen. Ein Appell.

Populismus geht nur dann, wenn es neben Schwätzern und (Zer)Störern auch immer noch Praktiker, Könner, Macher, Unternehmer, Politiker und Bürger gibt, die das Land und den Staat am Laufen halten. Wenn reale Wertschöpfung und Rechtsstaat nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn Krisen die Schicht aus Wohlstand, Fortschritt, Einträglichkeit und Gemeinwohl, die auch die Schmarotzer mit trägt, schmälern oder beseitigen, bricht alles zusammen.

In demokratischen Verfahren gewählte und sich schnell als Blender, Faschisten oder Idioten entpuppende Machtmenschen sind nur dann möglich, wenn es demokratische Verfahren noch gibt. Wenn sich der Bürger die Augen reibt und sich fragt, wie so etwas passieren konnte. Und wenn er sich darauf verlassen kann, dass Demokratien und Republiken selbstreinigend genug sind, um sich dieser Irrtümer und ihrer Ursachen wieder zu entledigen.

Ausgewogene Ernährung geht nur dann, wenn es neben Inhaltsstoffe-Rasputins, Nutrition-Hipstern und Food-Designern auch immer noch Bäcker, Fleischer oder Bauern gibt, die Nahrung produzieren, aufbereiten und anbieten. Und wenn es überhaupt etwas zu essen gibt. Wer nichts zu beißen hat, den kümmern keine links-oder rechtsdrehenden Fettsäuren und keine Lactose-Intoleranz. Der hat Hunger.

Boulevard und Blödsinn, Hetze und Hass gibt es nur dann, wenn neben geschäftstüchtigen Bedienern niederer Instinkte und selbsternannten Kleine-Welt-Erklärern auch immer noch Journalisten unterwegs sind, die ihr Thema verstehen und ihr Recherche- und Schreib-Handwerk beherrschen.

Wir erleben in jüngster und allerjüngster Corona-Zeit eine gefährliche Zuspitzung. Eine Verdichtung von Zu- und Missständen, die unser Gemeinwesen anfressen und wieder einmal zu zerstören drohen. Auf dem mühsam erworbenen, mit Enthusiasmus, Schmerz und Tränen eroberten Boden toleranter Rechtsstaaten haben sich Einfluß-, Macht- und Geldgierige eingenistet, mit einem Heer von Verführern und Technokraten und mit einer endlos scheinenden Masse Willenloser umgeben und in ihren bestens geschützten Besitzverhältnissen etabliert. 

Aber absurder Reichtum geht nur so lange, wie Fachleute, Beamte, Verkäuferinnen, Krankenpfleger, Schwestern und Brüder mitmachen. Wenn sie bereit sind, ihr Wissen, ihre Fertigkeiten, ihre Aufmerksamkeit und ihr schmales Gehalt in den Rachen skrupelloser Hersteller oder Anbieter zu werfen, die längst nicht mehr das produzieren, was gebraucht wird, sondern was im Blitzscaling beworben, vermarktet und konsumiert werden kann, um Margen hoch und Kosten niedrig zu halten.

Lieber Jeff Bezos, Sergey Brin oder Marc Zuckerberg, jetzt habt ihr die Chance, zu zeigen, dass ihr tatsächlich an die Weisheit der Masse und Schwarmintelligenz, an das globale Dorf und freies Wissen glaubt. Dass ihr euch mit einem gerne 10 Mal so hohen Gehalt wie dem eurer Lageristen, Fahrer oder Codierer begnügen könnt. Und eure angehäuften absurd hohen Vermögen in Projekte steckt, die das von euch mit verursachte Unheil begrenzen oder wieder beseitigen. Nehmt euch ein Beispiel an Melinda und Bill Gates, an all denen, die irgendwann anfingen, zu begreifen, was falsch gelaufen ist, und was besser gemacht werden kann.

Es geht um viel. Um die Einsicht, dass Ressourcen und Chancen für alle gerecht verteilt sein müssen; dass wir die Erde als gemeinsamen Aufenthaltsort für alle, Mensch und Natur, begreifen müssen. Um die Möglichkeit, weiter in Würde und Freiheit auf dieser Erde leben zu können.

Begreift den Appell zum Beispiel der Berliner Freiheitsglocke.

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